Tod in Montmartre by Laurent Bach

Tod in Montmartre by Laurent Bach

Autor:Laurent Bach
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783867878845
Herausgeber: Bruno Gmünder GmbH


KAPITEL 7

KAPITEL 7

Alles in Frederics Innerem zitterte. Vor Wut, vor Angst, vor Müdigkeit und Erschöpfung. Waren die Ermittlungen anfangs recht stockend verlaufen, überschlugen sich nun die Ereignisse. Die leere Wohnung, die Anschläge auf Claude, Kunstfälscher, Claudes Arbeit im Club – Schritt für Schritt kamen sie Francine näher. Und doch war sie nicht zu fassen. Er konnte sie sich vorstellen, als erwachsene Frau, wie sie ihn anlächelte und ihm verschwörerisch zuzwinkerte. Die Malerei – ja, das war von ihr geblieben. Doch das war auch schon alles. Nett, hilfsbereit, hatte dieser verdammte Kerl gesagt. Und Tagebuch hatte sie geführt, das hatte Amélie gut erraten. Warum nur hatten sie keine Tagebücher in der Wohnung gefunden? Er seufzte und fragte sich wieder, ob er Francine jemals gekannt hatte – ob er die Frau, zu der sie geworden war, je kennenlernen würde. Im Grunde war seine Schwester eine Fremde für ihn, ganz anders als Amélie, die, wenn man so wollte, Francines Rolle in seinem Leben übernommen hatte und nun auch hier Anstalten machte, in die Rolle seiner Schwester zu schlüpfen, mit allen Konsequenzen, die das nach sich ziehen konnte. Wenn es ihm nicht gelang, besser auf sie aufzupassen als auf Francine, würde er sich umbringen. Das wäre einfach zu viel, damit würde er nicht fertigwerden.

'Woran denkst du?'

Amélie stand vor ihm. Mit einem Ruck vertrieb er seine düsteren Gedanken. Sie waren in ihrem Hotelzimmer und Amélie trug wie immer nach dem Duschen ihren weißen Bademantel, aus dem er sie so gern auswickelte. Er lehnte sich an ihren Körper, drückte die Nase in den duftenden Stoff.

'An gar nichts.'

'Komm schon, Frederic.' Sie setzte sich neben ihn aufs Bett.

'Es kommt mir vor, als würde um mich herum alles Mögliche passieren und ich habe keine Chance einzugreifen. Als käme ich immer die entscheidenden paar Sekunden zu spät. Oder als ob andere meinen Job längst gemacht hätten.'

'Willst du, dass ich aufhöre?'

'Ja, das will ich, Amélie. Ich habe Angst.'

Sie nickte und küsste ihn leicht und sanft auf die Wange.

'Aber andererseits willst du auch, dass ich weitermache.'

Es erstaunte ihn immer wieder, wie gut sie ihn verstand. Sie las in ihm wie in einem Buch.

'Ja, das will ich auch. Das ist es ja, was mich zerreißt. Ich weiß einfach nicht, wie weit wir gehen dürfen, oder du, besser gesagt. Wenn ich nur wüsste, was der Kommissar weiß, dann wäre mir wohler.'

'So viel mehr weiß der auch nicht. Weißt du was? Bald wissen wir alle ein bisschen mehr, dafür werde ich schon sorgen. Und Claude, der findet bestimmt auch was. Du, ich glaube, er hat sich in den Barmann im Club verguckt.'

Er seufzte und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. 'Dieser Idiot und seine Männergeschichten. Kann er nicht irgendwann mal Ruhe geben?'

'Na ja, so ein flotter Pariser, der steht bestimmt ganz oben auf seiner Liste.'

'Hauptsache, du hast nicht auch so eine.'

Amélie lachte und legte sich halb auf ihn. Ihre Wärme tat ihm gut. Er umarmte sie und schloss die Augen. Ob es an ihrer klugen, umsichtigen Art lag, dass er sich so schnell wieder beruhigt hatte? Es musste eben weitergehen, sie konnten jetzt nicht aufhören.



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